Kaum ein Alltagsgegenstand polarisiert so stark Gefühle und Anschauungen wie das Messer: für die einen ist es ein überflüssiges Relikt aus archaischer Zeit, für die Anderen ein bedrohliches 'Mordinstrument' und wieder für Andere ein treuer Wegbegleiter und zuverlässiger Freund. Die Palette reicht vom schlichten seriellen Gebrauchswerkzeug, über Schmuckstück, Phallus-Ersatz, Kult- und Kunstobjekt, vom notwendigen Militär- und Jagdutensil, bis hin zum beseelten Fetisch. Ein Messer verrät viel über seinen Besitzer. Es ist oftmals Ausdruck eines bestimmten Lebensgefühls, von Träumen und Phantasien.<

Wenn man auf der Suche nach einem neuen Messer ist, stellt sich schnell die Frage: Was für ein Messer kaufe ich bloß? Zunächst sollte man sich darüber im Klaren werden, für welchen Verwendungszweck das Messer benötigt wird. Ist es für Küche, Jagd, Camping, Segeln, Tauchen, Holzarbeiten, oder für Etcetera gedacht?
Jedes Feld für sich alleine birgt schon eine schier unüberschaubare Menge an Spezialwerkzeugen iit unterschiedlichsten Formen, Größen und Maßen. Um einfach mal irgendwo anzufangen, grenze ich das Ganze ein, indem ich sage, ich suche ein neues Jagdmesser. Nicht unbedingt speziell zum Abfangen von Hochwild oder zum Ringeln, sondern einen praktikablen 'Allrounder'.

Ein 'Allrounder' ist, wie der Begriff schon sagt, halt eher ein 'Mädchen für alles' und kein Spezialwerkzeug wie z.B. eine Machete oder ein Filetiermesser. Das Messer sollte insgesamt nicht zu groß, aber auch nicht zu klein sein, robust, führig und gut schärfbar.
Auch die Scheide sollte der Wertigkeit des Messers in Material und Verarbeitung entsprechen, denn ein Hersteller sollte die Qualität seines Produktes - und damit auch die Kauflust des Kunden - nicht durch eine minderwertige Scheide schmälern. Und schon stellen sich die nächsten Fragen ein:
Soll es ein industriell hergestelltes Serienmesser oder darf es ein exklusiv handgeschmiedetes Messer sein? Wo sind die Unterschiede?

  • Ist das eine besser als das andere?
  • Was kostet mich der Spaß?
  • Kann ich anhand des Preises eine Aussage über die Qualität machen?
  • Wie schärfe ich das Messer richtig oder bringe ich es lieber zu einem Profi?

  • Beleuchten wir zunächst den Bereich der handgemachten Messer.

    Auch hier gibt es jede Menge Unterschiede: es gibt die handgemachten Messer mit geschliffener, gefräster und geschnittener Klinge aus Hochleistungsstählen oder Damasteel, poliertem Klingenblatt, Griffschalen aus den unterschiedlichsten edlen Materialien, mit oder ohne Scrimshaw und aufwändig gearbeiteter Lederscheide.
    Oftmals kann ein Laie aber gar nicht auf den ersten oder sogar auf den zweiten Blick den Unterschied zu einem hochwertigen Industrie-Jagdmesser baugleicher Form erkennen. Die meist sehr zeitaufwändigen Details und die Materialwahl sind der entscheidende Faktor und nicht zwangsläufig die Verarbeitung. Hier lohnt es sich einen Blick auf die handgeschmiedeten Messer zu werfen, vor allem dann, wenn man auf diesen noch deutliche Spuren des Schmiedeprozesses erkennen kann.
    Wichtig hierbei: es sollten sich um natürlich belassene Herstellungsmerkmale als gestalterisch eingesetztes Stilmittel handeln und nicht um schlichtweg unsauberes Handwerk.

    Wenn eine Klinge sauber geschmiedet wurde und formal in sich ruht, benötigt sie auch keine weiteren Schleifarbeiten am Klingenblatt um eventuelle Schmiedefehler zu beseitigen und 'fertig' auszusehen: sie ist es einfach schon. Im übrigen stellen 'naturbelassene' Messer mit 'Schmiedehaut' einen wunderbar ursprünglichen Kontrast zu unserem durchgestylten 'blanken' und industrialisierten 21. Jahrhundert dar.
    Ein guter Schmied sollte seinen Hammerschlag ebenso gut beherrschen wie ein guter Maler seinen Pinselstrich um damit gestalterisch und handwerklich das Wesentliche zu treffen und 'auf den Punkt zu kommen'. Nichts ist schlimmer in der Gestaltung, als eine Form, die nicht weiß wo sie eigentlich hin will und das gleiche gilt auch in der Gesamtgestaltung eines guten Messers. Auch das Design ist ein Kriterium in der Wahl des richtigen Messers. Natülich kann man nicht per se behaupten, dass eine harmonische Form auch gleichzeitig z.B. eine gute Klingenqualität bedeutet, aber die Sorgfalt mit der ein Gegenstand bei dessen Planung und Herstellung bedacht wurde, lässt zumindest darauf hoffen.


    Pflegeanleitung und Tips zum Schärfen

    Was ist nicht alles schon zu diesen Themen geschrieben worden. Ganze Bücher wurden von echten und
    selbsternannten 'Experten' geschrieben und beschäftigen sich seitenweise mit dieser
    'geheimnisvollen Wissenschaft'.
    Um es kurz und einfach zu machen: Weder benötigen sie ein Geodreieck um irgendwelche obskuren
    Schliffwinkel umzusetzen - jede Messer-Sparte benötigt nämlich sowieso einen anderen - noch benötigt
    man wirklich irgendwelche Maschinen, die im ungünstigsten Fall, dem ungeübten Laien das Messer
    'versauen', weil zu viel Wärme auf die Klinge übergehen kann.

    Ein guter Wetzstein, Spucke, Wasser oder Öl sowie ein wenig Übung und schon sollte es mit dem
    schnellen Schärfen klappen. Voraussetzung ist allerdings auch immer die entsprechend Stahlqualität
    des Messers, denn z.B. ein Stahl mit zu viel Chrom-Vanadium-Anteilen wird sich in der Regel etwas
    schlechter schärfen lassen, als ein Kohlenstoffstahlmesser mit feinerer Gefüge-Struktur.
    Achten Sie bei der Wahl des Messers auch stets darauf, dass es nicht zu hart ist. Es ist keine Kunst
    Stahl so zu härten, damit man damit Glas anritzen kann, aber wofür bitteschön benötigt man solch
    ein hartes Messer und was noch viel wichtiger ist: womit schleife ich es als Kunde vernünftig nach?

    Ein gutes Messer weist ein ausgewogenes Verhältnis von Härte und Zähigkeit auf.
    Dadurch schneidet es gut und relativ lange und lässt sich auch schnell und problemlos nachschärfen.
    Die Zähigkeit gewährleistet auch eine gewisse Bruchsicherheit auch bei starker Belastung.
    Also, man nehme eine guten Wetz- oder Schleifstein. Ich verwende am liebsten Diamantschärfer
    medium die vorzugsweise mit Wasser während des Schleifvorgangs feucht gehalten werden.

    Es gibt viele Anbieter hierzu, aber im Schneidwarenfachhandel ihres Vertrauens oder im Internet finden
    Sie schon die entsprechenden Qualitäten. Als Empfehlung: kaufen Sie keine allzu billigen Steine,
    die halten erfahrungsgemäß von '12 bis mittags'.
    Die mittlere Preislage bietet ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis auch für Anfänger.
    Diamantschärfer bieten mit ihrer industriediamanten-besetzten Chrom-Vanadium-Platte den Vorteil,
    dass sie auch bei längerem Gebrauch keine Schleif- und Wetzspuren aufweisen, die das Schliffergebnis
    verschlechtern.

    Legen Sie ihr Messer quer und flach auf den befeuchteten Schleifstein und winkeln Sie es ganz leicht an.
    Nicht zu viel und nicht zu wenig. Zeigt die Schneide zu Ihnen, ziehen Sie das Messer zu sich.
    Zeigt die Schneide weg vom Körper, schieben Sie es weg von sich. Stellen Sie sich einfach vor,
    dass die Schneide des Messers während der Benutzung 'rund' geworden ist und dass Sie nun die
    Schärfe heraus modellieren indem Sie diese 'runden Ecken' wegschleifen,
    um wieder eine spitz zulaufende Kante zu erzeugen.
    Aufpassen mit den Fingern wenn Sie den Schleifstein in der Hand halten. Jedes Teil das übersteht
    kann durch die Klinge einfach 'weg gehobelt' werden. (Ich spreche da aus schmerzhafter Erfahrung!)



    Nach dem Abziehen auf dem Stein kann das Messer zusätzlich auch noch an einem Stück Leder,
    z.B. einem stabilen Gürtel, abgezogen werden. (In jedem guten Western wetzt so der Barbier
    sein Rasiermesser). Diesen Vorgang bezeichnet der Fachmann als 'Honen'.
    Durch diese Minipolitur wird der letzte Grat der an der Schneide sein könnte, genommen und zusätzlich
    wird sie noch ein wenig verdichtet. Normalerweise kann man fast jedes Messer auf diese Art und Weise sehr
    zügig und schnell rasiermesserscharf bekommen.
    Beachten Sie bitte, dass Sie beim Honen die Klinge nun -anders als beim Schleifen auf dem Stein-
    'mit dem Gürtel' abstreichen und nicht entgegen, sonst laufen Sie Gefahr das Leder zu zerschneiden.



    Zu guter Letzt einen Tropfen Ballistol auf Klinge, Griff und Scheide. Für die Lederpflege können
    Sie übrigens auch statt einem teuren 'Spezialpflegeprodukt' hundsgewöhnliche günstige Hautpflegemittel
    aus der Drogerie verwenden, denn alles was der Haut gut tut, wie z.B. Melkfett oder Vaseline,
    ist in der Regel auch gut für Leder.
    Niemals ein gutes Messer in den Geschirrspüler! Die unheilige Allianz aus heißem Wasser
    und Reinigungs-Salzen sind Gift für jede Schneide, speziell für die Klingen aus nicht rostfreiem Stahl.